Knochenaufbau bei Zahnimplantaten

Wenn Zähne aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalls verloren gehen und die Zahnlücke nicht zeitnah versorgt wird, bildet sich der Kieferknochen durch die fehlende Belastung zurück und es kommt zum Knochenschwund. Wenn die Knochensubstanz nicht mehr ausreicht, um ein Zahnimplantat stabil darin verankern zu können, wird häufig ein Knochenaufbau des Kiefers notwendig.

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Was genau ist ein Knochenaufbau?

Der Knochenaufbau – auch Knochenaugmentation genannt – ist eine chirurgische Maßnahme die von spezialisierten Mund-, Kiefer-, Gesichts¬ und Oralchirurgen/-chirurginnen sowie von spezialisierten Zahnärzten der Implantologie durchgeführt wird.

Ein Knochenaufbau wird meist vorgenommen, um nach einem Zahnverlust ein ausreichendes Knochenfundament für das Einsetzen von einem oder mehreren Implantaten zu schaffen. Der Knochenaufbau ist häufig die einzige Maßnahme, um die Knochenbasis des Zahnhalteapparates ausreichend zu stärken. Je nachdem wo und wieviel Knochensubstanz für eine Implantation aufgebaut werden muss, gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. In der Regel wird die betroffene Stelle mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt, welches das Knochenwachstum anregt und dem natürlichen Knochengewebe als Hilfsgerüst zum Wachstum dient.

Die Einheilung kann bis zu sechs Monate betragen. Diese Zeit benötigt der Knochen, um vollständig mit dem Ersatzmaterial zu verwachsen. So wird ein ausreichend großes Knochenvolumen aufgebaut, um ein oder mehrere Zahnimplantate sicher verankern zu können.

Warum ist ein Aufbau des Kieferknochens notwendig?

Um Halt und Funktion sicher zu stellen, ist für das Einsetzen eines Implantats ein ausreichendes Volumen und eine bestimmte Dichte des Knochens Voraussetzung.

Wenn der Kieferknochen in seiner Breite und Höhe eine bestimmte Grenze unterschreitet, so findet ein Zahnimplantat keinen Halt mehr.

Damit Zahnimplantate fest im Kieferknochen verankert sind, sollten sie grundsätzlich auf allen Seiten von einer mindestens zwei Millimeter starken Knochenschicht umgeben sein.

Häufige Ursachen für einen Knochenabbau

  • Häufig ist es z.B. eine Entzündung des Zahnhalteapparats (Parodontitis), die den Abbau des Kieferknochens hervorruft.
  • Ältere Patienten sind ebenfalls anfälliger für einen Knochenabbau. Besonders bei Prothesenträgern mit ausgeprägter Zahnlosigkeit besteht die Gefahr, dass sich dadurch der darunterliegende Kieferknochen abbaut. Denn durch das längere Tragen einer Prothese fehlt dem Kieferknochen die Anregung zum Wachstum durch die Zahnwurzel und er bildet sich zurück. Zudem besteht die Gefahr, dass Prothesen eine unnatürliche Druckbelastung auf den Zahnhalteapparat ausüben, was einen Knochenschwund fördern kann.
  • Fehlende Zähne, die über einen längeren Zeitraum nicht mit Zahnersatz versorgt wurden, gelten als häufige Ursache für den Knochenabbau. So wie bei Muskeln, die nicht mehr trainiert werden, schwindet bei fehlenden Zähnen auch der Kieferknochen bei Nichtgebrauch.

Die richtige Methode des Knochenaufbaus durch 3D Diagnostik bestimmen

Welches Verfahren zum Knochenaufbau zur Anwendung kommt, hängt immer von der individuellen Qualität des noch vorhandenen Kieferknochens ab. Durch eine 3D Diagnostik, kann der zahnärztliche Chirurg genaue Messungen der Höhe, Breite und Knochendichte des Kieferknochens vornehmen. Dazu werden Röntgenaufnahmen angefertigt und eine 3D Diagnostik (bzw. 3D Implantatplanung) durchgeführt. Bei der Wahl der sinnvollsten Methode müssen laut Zahnmedizin sowohl ästhetische, funktionelle als auch allgemeinmedizinische Faktoren beachtet werden, um unnötige Operationen zu vermeiden.

Welches Verfahren für den Kieferknochenaufbau in Frage kommt, hängt von der Art des Knochenschwunds und der Stelle im Mund (Oberkiefer, Unterkiefer, Front- oder Seitenzahnbereich) ab. Denn aufgrund der unterschiedlichen Anatomie, entwickelt sich ein Knochenabbau im Unterkiefer anders als im Oberkiefer.

Im Oberkiefer z.B. nimmt zunächst die Breite des Knochens ab. Erst später verliert er an Höhe. Im Oberkiefer muss der Knochen daher sowohl in der Breite als auch in der Höhe aufgebaut werden. Im Unterkiefer verliert der Knochen durch eine fehlende Nutzung vor allem an Höhe. Hier konzentriert man sich auf den Aufbau der Knochenhöhe. Nachfolgend stellen wir einige wichtige Methoden zum Knochenaufbau (Augmentation) vor.

Knochenaufbau im Oberkiefer – Sinuslift

Das Sinuslift-Verfahren ist ein häufig angewandtes Prinzip für den Knochenaufbau im seitlichen Oberkiefer vor dem Einsetzen von Zahnimplantaten. Hierbei wird ein kleiner Teil der Nasennebenhöhle (Sinus maxillaris) mit Knochenmaterial (künstlicher Knochen) gefüllt. Der Eingriff erfolgt durch die Mundhöhle. Man unterscheidet den internen vom externen Sinuslift. Der Unterschied besteht in der Art und Weise, wie sich der Oralchirurg Zugang zur Kieferhöhle verschafft.

Interner Sinuslift (auch: kleiner Sinuslift): Ist im Oberkiefer noch genügend Restknochen vorhanden, kommt der interne Sinuslift zum Einsatz, ein minimalinvasives und besonders patientenschonendes Verfahren. Beim internen Sinuslift erfolgt der Zugang zur Kieferhöhle über den Bohrstollen der für das Implantat genutzt wird. Das Knochenmaterial wird durch den Bohrstollen eingebracht. Der operierte und mit Knochenmaterial aufgefüllte Bereich wird durch das anschließend eingeschraubte Implantat fest verschlossen.

Externer Sinuslift: Dieser wird bei mehreren notwendigen Zahnimplantaten oder sehr wenig vorhandener Knochensubstanz nötig. Beim externen Sinuslift wird der Zugang zur Kieferhöhle vom Mundvorhof (Bereich zwischen Wangen und Oberkieferknochen) aus gelegt. Anschließend wird der künstliche Knochen durch dieses Fenster unter die Nebenhöhlenhaut gelegt. Das Fenster wird anschließend mit einer Membran verschlossen und das Zahnfleisch über dem Knochen vernäht. Dank des externen Sinuslifts kann auch ein umfangreicher Aufbau von Knochen im Oberkiefer durchgeführt werden.

Knochenanlagerung mit Knochenersatzmaterial oder Knochenmehl

Diese Methode gehört zu den einfachsten Techniken des Knochenaufbaus. Eine Knochenanlagerung ist ausschließlich bei kleineren Knochendefekten erfolgsversprechend. Ziel ist es, den Kieferknochen zu erweitern und in seiner Breite wieder aufzufüllen.

Hierbei wird zum Beispiel synthetisches Knochenersatzmaterial oder Knochenmaterial des eigenen Körpers verwendet, das während des Bohrvorgangs als Knochenspäne oder Knochenmehl entsteht und aufgefangen wird. Synthetisches Material wird in Form von kleinen Kügelchen gefertigt und unter die Mundschleimhaut in den Knochendefekt gegeben. Es dient als Stützgerüst zur Knochenbildung und regt das Knochenwachstum an. Zur ungestörten Einheilung wird der Bereich, in dem der Knochenaufbau stattfindet, mit einer speziellen Membran abgedeckt, die nach einiger Zeit vom Körper selbstständig abgebaut wird.

Knochenspreizung (Bone Spreading)

Ist der Oberkieferknochen so schmal, dass er nicht mit einem Implantat versorgt werden kann, dann ist es möglich, diesen durch eine sogenannte Knochenspreizung (Bone Spreading) zu weiten. Hierbei wird mit speziellen Techniken der schmale Kieferknochen gespalten und vorsichtig geweitet. In den entstandenen Spalt wird das Implantat eingebracht und der restliche Hohlraum ggf. mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt, um es zu fixieren. Diese Methode eignet sich nur für den Knochenaufbau im Oberkiefer, der eine viel weichere Knochenqualität hat. Der Unterkiefer hingegen ist deutlich härter, weshalb eine Knochenspreizung hier nicht in Frage kommt.

Knochenspaltung (Bone Splitting)

Die Knochenspaltung (Bone Splitting) ist eine Knochenaufbau-Methode, die angewendet wird wenn aufgrund einer zu geringen Knochenmasse keine Knochenspreizung durchgeführt werden kann. Bei diesem Verfahren wird der Kieferknochen zunächst gespalten und dann zusätzlich gespreizt, um ausreichend Platz für ein Implantat zu schaffen. Verbleibende Hohlräume werden zusätzlich mit Knochenersatzmaterial ausgefüllt, um ein stabiles Fundament zu bilden. Die Einheilphase beträgt einige Monate, erst danach ist der Knochen stabil genug für ein Implantat.

Socket Preservation

Socket Preservation heißt so viel wie „Erhaltung des Zahnfachs“. Diese Technik eignet sich vor allem beim Verlust von Einzelzähnen. Die „Socket Preservation“ wird häufig im ästhetisch anspruchsvollen Frontzahnbereich angewandt. Hierbei füllt der Implantologe das Knochenfach unmittelbar nach der Zahnentfernung mit Knochenmaterial auf. Dies sorgt dafür, dass die vorhandenen Knochen- und Weichgewebsstrukturen erhalten bleiben. Für die Ästhetik der späteren Implantatversorgung ist dies besonders bedeutsam.

Distraktionsosteogenese (Knochenneubildung)

Ein weiteres Verfahren ist die Distraktionsosteogenese, wörtlich übersetzt: „Knochenneubildung durch Auseinanderziehen“. Dabei wird der Knochen durchtrennt bzw. gespalten und dann beidseits des Spalts ein sogenannter Knochendistraktor eingesetzt, der die Bruchflächen auseinanderzieht. So wird der Körper zum natürlichen Aufbau von Zahnknochen angeregt.

Knochenersatzmaterialien für einen Knochenaufbau

Es gibt vielfältige Knochenersatzmaterialien, um den natürlichen Kieferknochen zu ersetzen. Die Wahl des Knochenmaterials hängt ab von der Methode, den persönlichen Kriterien des Patienten und der Expertise des behandelnden Arztes. Denn jedes Material hat unterschiedliche Voraussetzungen und bedarf eines erfahrenen Umgangs. Heutzutage wird in erster Linie Knochenersatzmaterial in Form von Eigenknochen oder synthetischem Material verwendet. Diese Materialien sind unbedenklich und werden vom Körper gut angenommen. Bei manchen Knochenaufbauverfahren (z.B. Bone Splitting oder Bone Spreading), ist ein Knochenaufbau manchmal auch ohne Ersatzmaterial möglich.

Nachsorge und Heilungsprozess nach dem Knochenaufbau

Die Dauer der Einheilung nach einem Knochenaufbau hängt von der Größe des Knochendefekts bzw. vom angewandten Verfahren ab. Bei kleineren Knochendefekten können der Knochenaufbau (bzw. Knochentransplantationen) und das Einsetzen des Implantats innerhalb eines Eingriffs vorgenommen werden. In diesem Fall ist die Einheilungszeit kürzer als bei mehreren Eingriffen.

Ist der nötige Knochenaufbau größer, muss man als Patient etwas Geduld mitbringen. Dies kann bis zu sechs oder neun Monate dauern. In dieser Zeit lagert der Körper natürliches Knochenmaterial an das zuvor als Gerüst eingebrachte Knochenersatzmaterial an. Ist der Aufbauprozess erfolgreich vollendet und die nötige Festigkeit des Knochens erreicht, kann das Implantat eingesetzt werden. Auch nach dem Einsetzen des Implantats sind wieder einige Monate der Ruhe und Einheilung nötig, bevor der Kiefer wieder voll belastet werden darf.

Gibt es Risiken und Komplikationen beim Knochenaufbau

In der Regel ist ein Knochenaufbau mit nur wenigen und geringen Risiken verbunden. Er wird meist gut vertragen und ist von den Beschwerden her mit einer Zahnentfernung vergleichbar. Genau wie bei jedem anderen medizinischen Eingriff, können geringe Restrisiken jedoch nicht ausgeschlossen werden,

Hierzu zählen beispielsweise: Infektionen, Entzündungen, Wundheilungsstörungen und Abstoßung des Knochenersatzmaterials. Um diese Risiken zu vermeiden, wird eine präventive Antibiotikagabe direkt nach dem Knochenaufbau durchgeführt.

Wie hoch sind die Kosten für einen Knochenaufbau?

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Hohe Kosten für notwendigen Knochenaufbau sind Privatleistungen

Die Kosten für einen Knochenaufbau richten sich in erster Linie nach der gewählten Methode, dem eingesetzten Knochenersatzmaterial, der Größe der zu behandelnden Kieferregion und der Schwierigkeit des Eingriffs. Hinzu kommen die Wünsche des Patienten sowie regionale Preisunterschiede bei Zahnarztpraxen und Kliniken.

Info

In der Regel ist mit Kosten im drei- bis vierstelligen Bereich zu rechnen. Bei den genannten Kosten handelt es sich „nur“ um die Kosten für den eigentlichen Knochenaufbau! Die Zahnersatz Kosten für das Zahnimplantat und den Implantat-Aufbau (Zahnkrone) kommen noch dazu.

Kostenbeispiele für günstige Methoden wie interner Sinuslift oder Bone-Splitting

Der Interne Sinuslift und Bone-Splitting gehören zu den Standardverfahren und zählen zu den günstigeren Methoden des Knochenaufbaus.

  • Für einen internen Sinuslift belaufen sich die Kosten auf ca. 400-900 Euro
  • Bei einem externen Sinuslift müssen Sie mit Kosten zwischen 600 und 1.150 Euro rechnen
  • Für ein Bone-Splitting liegen die Kosten bei ca. 350 bis 650 Euro
  • Die Preise variieren stark je nach verwendetem Knochenersatzmaterial
  • Im Vorfeld können durch Diagnostik weitere Zusatzkosten zwischen 150-300 Euro entstehen

Kostenbeispiele für aufwendige Methoden wie Knochentransplantationen

Der Einsatz von aufwändigeren Methoden von Knochentransplantationen bei Patienten mit extremem Knochenmangel kann um ein Vielfaches höher sein. Als Knochenersatzmaterial kommt hier z.B. das Beckenkammtransplantat in Frage. Hierfür ist zur Entnahme des Knochenmaterials auch ein Krankenhausaufenthalt nötig, was die Kosten extrem in die Höhe treibt: um die 5.000 Euro fallen für einen solchen Eingriff an.

Welche Zahnzusatzversicherungen übernehmen die Kosten für einen Knochenaufbau?

Eine Zahnzusatzversicherung für Implantate übernimmt auch den dafür notwendigen Knochenaufbau. Einige Zahntarife leisten sogar dann, wenn der Aufbau des Kieferknochens und die Implantation schon angeraten wurden. Bei uns finden Sie die besten Angebote und bekommen eine faire Beratung.

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Konrad Dießl
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Dipl. Betriebswirt

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Fragen und Antworten

Übernehmen Krankenkassen die Kosten für einen Knochenaufbau?

Die Kosten für einen Knochenaufbau sind immer Privatleistungen und werden von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland (GKV) nicht übernommen. Nur in absoluten Ausnahmefällen, wie z.B. bei Knochendefekten verursacht durch eine Tumorerkrankung oder einen schweren Unfall oder auch bei angeborenen Fehlbildungen ist eine Kostenübernahme durch die Kassen möglich.

Welche Kostenunterschiede gibt es beim Knochenaufbau?

Die Kosten für einen Knochenaufbau können sich je nach Region und Zahnarztpraxis deutlich unterscheiden. Lassen Sie sich von ihrem Zahnarzt die Kosten genauestens erläutern. Achten Sie auf die angebotenen Leistungen und Materialien und lassen Sie sich einen Heil- und Kostenplan erstellen. Generell gilt: Vergleichen Sie die Angebote verschiedener Zahnärzte, da diese stark voneinander abweichen können.